ABSENZ UND PRÄSENTHALTUNG – VIRTUELLE TAGUNG
Eine interdisziplinäre Tagung in Kooperation des Historischen Seminars und des Ökumenischen Instituts der Universität Heidelberg
Die gegenwärtige Pandemiesituation hat einen Diskurs um die Digitalität als Ersatz der Präsenz angeregt, der alle Bereiche des Alltags von der persönlichen Freundschaftspflege zum familiären Zusammensein, von der Bildung, Schule, Forschung samt der Tagungsorganisation in der Wissenschaft bis hin zum religiösen Vergemeinschaftungsprozess betrifft. Dabei werden die Probleme der physischen Absenz und die durch die Kontaktbeschränkungen auftretenden Limitierungen für die
gesamte Gesellschaft überdeutlich. Eine Lösung besteht in der Suche nach materiellen, rituellen oder digitalen Substituten, durch die diese Folgen der physischen Absenz abgemildert werden sollen. Doch auch in der historisch orientierten Forschung wird mit diesem Diskurs eine Leerstelle deutlich, die umso überraschender ist, als das gegenteilige Konzept, die „Präsenz" bereits große Aufmerksamkeit erlangt hat. Das gilt insbesondere für zwei zentrale Forschungsfelder der geisteswissenschaftlichen Diskussion: Die materielle Kultur und die Neue Kulturgeschichte des Politischen. Gilt auf der einen Seite etwa dem Heidelberger SFB 933 „Präsenz" als einer seiner Schlüsselbegriffe, hat die Ritualforschung die Bedeutung von performativen Akten und
persönlichen Kontakten für das Funktionieren vormoderner Gesellschaften eindrücklich unterstrichen. Damit stellt sich aber auch hier die Frage, wie die Absenz, das Fernbleiben eines Herrschers, das Ausbleiben des Rituals von einer Gesellschaft verarbeitet wurde, deren konstitutives Element damit unmittelbar und empfindlich berührt wurde. Ausgehend von Beobachtungen, die eine zunehmende materielle
Substituierung von Absenz und einen immer regeren Diskurs um die Präsenthaltung in einem langen europäischen Spätmittelalter (14.-16. Jahrhundert) erkennen, fragt diese Tagung nach dem konkreten Ort der Präsenthaltung und den Dimensionen der Absenz. Zugleich öffnet sie die Fragestellung in zeitlicher und theoretischer Weise für den interdisziplinären Dialog, um das Potenzial dieser neuen Fragestellung
auszuloten.
Um Anmeldung bei Dr Yen Hsi Beyer (yen-hsi.beyer@zegk.uni.heidelberg) de wird gebeten. Der Zugangslink zu der Tagung wird nach Bestätigung der Anmeldung mitgeteilt.
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